header newsletter lana 3
 

Hallöchen Lanas Liebling,
am nächsten Montag kommt Mr Icecolds Baby raus und ich dachte, ich schicke dir heute schon mal das erste Kapitel.

Okay, es ist genau das, wonach es aussieht.
Esmee

Leise seufzend schleppte ich mich in den Fahrstuhl und rang mir ein Lächeln ab, als ich den Pagen bat, mich in die dreißigste Etage zu fahren. Ich sehnte mich nach meinem Bett, zwei Aspirin und einem Schokoriegel – das Diner der Champions und das Einzige, das mir keine Übelkeit verschaffte.
»Zu viel getrunken?«, fragte der Page grinsend und ich musterte ihn genauer. Er war etwas älter als ich, doch die Uniform ließ ihn knapp zwanzig Jahre altern, nicht aber sein schelmisches Grinsen, das er aufgelegt hatte, als sich die Türen geschlossen hatten und wir alleine waren. Man sah auf den ersten Blick, dass er zu den Menschen gehörte, mit denen man sofort über Gott und die Welt sprechen konnte, ohne, dass es peinlich wurde.
»Schön wärs«, erwiderte ich und rieb mir die Schläfen. »Migräne.«
»Was für eine Schande. Da ist man einmal im Sunset Legacy und dann so was.« Er sah mich mitleidig an, doch ich winkte ab. Ja, das Hotel in Vegas war legendär für sein Casino und die Clubs, doch ich hatte das volle Programm bereits die letzten Tage erlebt.
»Halb so wild, ich hatte eine tolle Zeit. Morgen fliegen wir zurück.« Ich lehnte mich gegen die Wand, weil meine Beine immer wackeliger wurden und der Page sah mich an, als wollte ich mir etwas einreden. Dabei hatte ich wirklich eine tolle Zeit gehabt. Tara, meine beste Freundin, und ich hatten an die zehntausend Selfies geschossen und ich hatte das Gefühl, dass der Trip meine Beziehung zu Christopher etwas nach vorne geschubst hatte. Wir waren noch nicht lange zusammen, aber ich hatte das Gefühl, dass aus uns wirklich etwas werden konnte. Er war mein erstes Match gewesen. Nicht, dass ich in Morrow Valley, Kalifornien, eine große Auswahl gehabt hatte.
Keine Ahnung wieso, doch ich wollte dem Pagen beweisen, dass ich wirklich die Zeit meines Lebens hier verbracht hatte, also zückte ich mein Smartphone und hielt ihm ein Foto von mir, Chris, seinen Football-Kumpels und einem Elvis unter die Nase.
»Cool, cool«, meinte er nickend, aber völlig unbeeindruckt.
»Man trifft nicht jeden Tag auf eine Musiklegende«, erwiderte ich stolz grinsend. Dabei vergaß ich für einen Moment den stechenden Kopfschmerz und das Kribbeln in meinen Händen, das die Migräne angekündigt hatte. Seufzend warf ich einen Blick auf das Foto, bei dem Christopher zwischen Tara und mir stand und sie dabei enger an sich gezogen hatte, als mich.
»Yep. Cool wie Coolio«, fuhr ich verträumt fort, weil die Stille irgendwie zu viel für mich war. Bei allen Crumpets mit Karamellfüllung! Cool wie Coolio? Das war selbst für mich zwei Nummern zu schräg. Nicht nur für mich, sondern auch für Simon, wie der Page seinem Namensschild nach hieß.
»Sorry, das war die Migräne«, entschuldigte ich mich murmelnd. Zuerst wünschte ich mir ein Loch, das sich auftat und in das ich springen konnte. Dann fiel mir wieder ein, dass ich mich in einem Fahrstuhl auf dem Weg ins dreißigste Stockwerk befand und beschloss, dass es doch besser war, diesen peinlichen Moment auszusitzen, anstatt in ein imaginäres Loch zu hüpfen. Der Aufprall, wenn ich morgen der Realität ins Auge blicken musste, wurde hart genug, auch ohne Fall durch einen Fahrstuhlschacht.
Mein Smartphone vibrierte und mein Herz machte einen Satz, weil ich dachte, Christopher hatte mir geschrieben, um sicherzugehen, dass ich gut im Hotelzimmer angekommen war, weil ich ihn auf der Party nicht mehr gesehen hatte. Doch es war nur der Wecker, der mich an meine Tabletten erinnerte. Zum Glück hatte ich die schon genommen. Vitamine, weil ich eine Erkältung ausbrütete und die Pille, weil sicher eben sicher war.
Im dreißigsten Stockwerk angekommen, öffneten sich die Türen mit einem ping und ich verabschiedete mich von Simon, dessen Grinsen seit meinem cool-wie-Coolio-Spruch etwas verrutscht war.
Wenigstens hatte ich hier in Vegas den Luxus, dass ich niemanden hier jemals wieder sah, ganz im Gegensatz zu Morrow Valley, in dem es unmöglich war, sich nicht jeden Tag zu begegnen. Eigentlich wollte ich schon lange wegziehen, aber die Erinnerungen an meine Familie hielten mich dort fest.
Ich kramte in meiner Handtasche, die viel zu klein für alles war, aber perfekt zu meinem goldenen Paillettenkleid passte, nach der Schlüsselkarte.
Weil sich mein Schlüssel zwischen Smartphone und Make-up verkeilt hatte, musste ich einen kleinen Tanz aufführen, bis ich ihn befreit hatte und triumphierend in die Luft hob. Ogottogott, heute mache ich mich wirklich zum Affen. Ich gab mir nicht die Blöße, nach links und rechts zu sehen, denn so lange ich niemanden sah, konnte ich mir einreden, dass mich auch niemand gesehen hatte.
Ich öffnete die Zimmertür, taumelte ins Innere und als ich meine Handtasche sortierte, stolperte ich über Schuhe, die beim Verlassen definitiv nicht dort gestanden hatten. Schwankend fiel ich drei Schritte nach vorne, ehe ich vor dem Bett auf allen Vieren landete und kurz brauchte, um mich zu orientieren.
Als ich aufsah, stockte mir der Atem, denn ich hatte perfekte Aussicht auf Christopher und Tara, beide splitterfasernackt und kreidebleich.
Überrascht blinzelte ich ein paar Mal, in der Hoffnung, meine Migräne spielte mir Streiche, doch als Chris schockiert die Decke auf sich und Tara zog und rief: »Es ist nicht das, wonach es aussieht!«, wusste ich genau, dass es war, wonach es aussah. Autsch.
»Es sieht so aus, als würdest du bis zum Anschlag in meiner besten Freundin stecken«, sagte ich trocken. Um ehrlich zu sein, war ich überrascht darüber, wie gefasst ich war, aber das konnte man wohl dem Schock zuschreiben.
»Okay, dann ist es eben, wonach es aussieht, aber es war eine einmalige Sache!«, stammelte er.
»Einmalig?« Tara hob fragend eine Braue. Doppel-Autsch.
Der Vertrauensbruch fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Nicht nur metaphorisch. Plötzlich hatte ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Eigentlich hatte Christopher es verdient, dass ich ihm auf seine neuen Nikes kotzte. Aber ich hielt mich zurück, weil meine Eltern mich zu einem besseren Menschen erzogen hatten. Ich stürmte ins Bad und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Keiner von beiden besaß den Anstand, mir wenigstens die Haare zu halten, die in wilden Locken in alle Richtungen abstanden. Die Enttäuschung schnitt noch tiefer, als der Verrat, weil keiner versuchte, die Situation zu klären. Weder mein Freund, noch meine beste Freundin.
Während ich auf den Knien die kalte Keramik der Kloschüssel umarmte, wurde mir so einiges klar.
Erstens, die Sache zwischen Chris und Tara lief schon eine ganze Weile, ohne, dass ich es bemerkt hatte.
Zweitens, dass ich es nicht bemerkt hatte, machte mich zur naivsten Person auf dem ganzen Planeten.
Und drittens, heute endete nicht nur der Vegastrip, sondern auch meine Beziehung und meine einzige Freundschaft.
Ach ja, und Drei-Punkt-Eins, ich musste mir merken, nie wieder einem Menschen zu vertrauen, wenn ich nicht wieder so hintergangen werden wollte.
Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas. Nie hatte ich gedacht, dass man dieses Sprichwort so wörtlich nehmen musste, denn ich ließ hier nicht nur ein paar Dollar im Casino, sondern meine Beziehung endete auch hier.
Nachdem die Übelkeit abflaute und ich mich an Wut klammerte, um nicht losheulen zu müssen, machte ich mir einen Plan: Rausgehen, nie wieder mit den beiden reden und weitermachen. Keiner von beiden hatte es verdient, dass ich ihnen hinterhertrauerte. Easy peasy. Zumindest in der Theorie.
Ich schnappte mir eine Flasche Mundspülung, würdigte die beiden keines Blickes mehr und schritt so aufrecht ich konnte davon.
Mein Abgang hätte ziemlich grazil aussehen können, wäre nicht kurz vor der Tür der Absatz meines linken Heels abgebrochen. Heute wollte das Schicksal mich wirklich leiden sehen.
»Komm schon, Esmee«, sagte Chris genervt, als hätte ich überreagiert. Der hatte gut reden, so zu tun, als hätte er mich gerade nicht betrogen. Ich sah ihm in die Augen und wusste sofort, er hatte nie etwas für mich empfunden, aber das war nicht schlimm, denn mir wurde auch klar, dass meine Gefühle für Christopher auch nicht ernst waren. Wie war ich nur auf die Schnapsidee gekommen, mit jemandem zusammenzukommen, der kein einziges Hobby mit mir teilte, völlig andere Musik hörte und einen furchtbaren Filmgeschmack hatte?
»Hau nicht einfach ab!«, motzte Chris mich an. Tara saß stumm im Bett, klammerte sich an die Bettdecke und wagte es nicht, mir ins Gesicht zu sehen.
»Doch, genau das werde ich tun. Zwischen uns ist alles gesagt. Habt ein schönes Leben, werdet glücklich uns lasst mich in Ruhe!«
Chris holte Luft, um etwas zu kontern, doch ich knallte die Tür hinter mir zu, ehe ein Unglück geschah und mein Ex dummerweise in meinen abgebrochenen Absatz lief. Zwölf Mal.
Ich war so in Rage, dass ich es nicht schaffte, die Schnalle von meinem Heel zu lösen, weshalb ich zum Fahrstuhl hinkte. Auf halbem Weg fiel mir ein, dass ich meine Tasche im Zimmer vergessen hatte, doch ich lief nicht zurück.
Kurz vor den Fahrstühlen tauchte Christopher hinter mir auf, nur mit einer Decke umwickelt. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und eine Sekunde, ehe mein Exfreund mich erreichen konnte, schlossen sie sich wieder, weil Simon sie nicht offen hielt.
»Danke«, murmelte ich, ohne aufzusehen. Ich konnte nichts weiter tun, als auf den Boden zu starren, mir tapfer auf die Lippen zu beißen und immer wieder zuzuflüstern, dass die beiden es nicht wert waren, loszuheulen.
»Alles cool?«, fragte Simon auf dem Weg nach unten.
»Alles cool-wie-Coolio-cool«, erwiderte ich und klammerte mich an die Flasche Mundspülung, die ich im Affekt mitgenommen hatte. Der Page stellte keine Fragen, schaute aber neugierig auf meine Hände.
»Lange und komplizierte Geschichte.« Seufzend hob ich die Flasche nach oben, die alles war, was ich gerade noch besaß.
»Das höre ich oft, aber dieses Mal stimmt es bestimmt«, antwortete er. Nein, eigentlich stimmte es nicht. Die Sache war so einfach wie das Einmaleins. Ich war wieder Single. Punkt. Und ich war nicht nur Single, sondern auch vorübergehend mittellos, denn mein Geld, mein Smartphone und mein anderer Kram lag immer noch im Hotelzimmer.
Hoffentlich fand ich irgendwo eine herrenlose Flasche Tequila, mit der ich über das Ende meiner Beziehung philosophieren konnte.
Im Erdgeschoss angekommen, stieg ich aus, drehte mich aber noch mal um.
»Ich hätte dir echt gern Trinkgeld gegeben, aber bis auf die Mundspülung habe ich nichts«, sagte ich schulterzuckend, bot ihm die Flasche aber an.
»Danke, aber nein danke.« Er sah mich mit einer Mischung aus Mitleid und Amüsement an, ehe neue Fahrgäste zustiegen und ich vom Strom in Richtung Partymeile getrieben wurde.
Zuerst ließ ich mich ohne Gegenwehr mittreiben, doch je lauter die Musik wurde, desto schlimmer dröhnte es in meinem Schädel. Und wenn ich eins jetzt nicht sehen konnte, dann, wie hunderte Paare sich auf der Tanzfläche an die Wäsche gingen und so taten, als wäre die Welt gerade nicht untergegangen. Denn das war sie. Je mehr Paare ich sah, gegen desto mehr Tränen musste ich ankämpfen. Aber ich war schwach. Eine Träne nach der anderen rollte über meine Wange und verschleierte meine Sicht. Wenigstens hatte meine Migräne nachgelassen und ging in dem Gefühlsdrama unter.
Mein suchender Blick schweifte durch die Gänge, bis ich eine Tür sah, die nur halb geschlossen war. Zutritt nur für Mitarbeiter stand auf einem riesigen Schild darüber, aber das war mir egal. Mein Körper hatte sich dazu entschieden, hier und jetzt einen Heulkrampf zu kriegen und um das bisschen Restwürde zu behalten, das mir geblieben war, war mir jede Abstellkammer recht.

cover mr stonecolds baby lana links rechts

Mr Icecolds Baby bei Amazon vorbestellen.

Neugierig, wie es weitergeht? Dann kannst du Mr Icecolds Baby jetzt schon bei Amazon vorbestellen: https://www.amazon.de/dp/B0B6CTDT3J/

51UHL2sP1tL

LIebe auf den zweiten Meerblick bei Amazon

Was du auch nicht verpassen solltest, ist der brandneue Strandkorb-Liebesroman von der lieben Marit Bernson. Er wartet jetzt schon bei Amazon auf dich. https://www.amazon.de/dp/B0B72HDVN6/

Ganz liebe Grüße
Lana

 
 
Powered by Mad Mimi®A GoDaddy® company