Marc: Was hat Dich vor 10 Jahren inspiriert oder motiviert, QueerTango Zürich zu gründen und zu organisieren?
Isabelle: Es existierte bereits eine Gruppe, queertangoqueer, die Tangokurse und Milongas veranstaltet hatte. Durch sie kam ich auch zum Queer Tango Argentino. Das Organisatorenteam löste sich aber auf. Ich wurde angefragt, ob ich weiter machen will, was ich gerne annahm. Danach habe ich den Namen «QueerTango Zürich» gewählt.
Marc: Was war Dein Leitbild (das übergeordnete Ziel) für QueerTango Zürich?
Isabelle: Ich war der Meinung, eine Weltstadt wie Zürich bräuchte eine quere Tango Argentino Szene. Ich wollte für die LGBT-Community eine Möglichkeit schaffen, um unter Gleichgesinnten tanzen zu können und sich zu treffen.
Marc: Was waren die Aktivitäten, die QueerTango Zürich organisiert hat? Welche waren Deine Lieblingsaktivitäten? Welches waren die beliebtesten Aktivitäten der Teilnehmenden und warum?
Isabelle: Mit QueerTango Zürich habe ich Milongas, Kurse und Workshops mit Gastlehrern* organisiert. Gemeinsam organisierten wir auch Sommerfeste. Meine beliebteste Aktivität war klar die Milonga. Die beliebtesten Aktivitäten der Teilnehmenden waren wahrscheinlich ebenfalls die Milongas, die Workshops sowie die Sommerfeste auf der Riedmatt.
Marc: Wie hat sich QueerTango Zürich seit Du es gegründet hast verändert?
Isabelle: QueerTango Zürich hat sich nicht gross verändert. Viele «streifen» die Queer Tango Szene und beenden das Tango tanzen nach einer gewissen Zeit wieder. Ein fester Kern bleibt jedoch bestehen. QueerTango Zürich wird aber hoffentlich immer bekannter.
Marc: Gibt es in einer fortschrittlichen Stadt wie Zürich noch Bedarf und Relevanz für QueerTango Zürich?
Isabelle: Ja, es braucht immer Veranstaltungen, welche LGBT Personen ansprechen und wo sie sich austauschen können.
Marc: Was bedeutet Queer Tango für Dich, und gibt es (für Dich) einen Unterschied zwischen Open Role Tango und Queer Tango?
Isabelle: Queer Tango ist für mich tanzen in der LGBT Community, wobei ich nicht auf meine gewählte Rolle fixiert bleibe. Open Role Tango wird zum Glück immer beliebter und trägt viel zu einem offenen und achtsamen Umgang der gewählten Rolle bei. Der sture Aufforderungs-Prozess wird aufgelockert. Die sexuelle Identität sollte beim Tango sowieso kein Thema sein. In diesem Sinne nähern sich die beiden Auffassungen Tango zu tanzen an.
Marc: Was sind für Dich die Unterschiede zwischen einer QueerTango-Tänzerin oder einem QueerTango-Tänzer und einer traditionellen Tangotänzerin oder einem traditionellen Tangotänzer? Und was die Gemeinsamkeiten?
Isabelle: Es sollte eigentlich keinen Unterschied geben – das Paar und macht den Tanz aus. Die Freude am Tanz ist die Gemeinsamkeit.
Ich hoffe auch, dass die Zeit wirklich vorbei ist, wo ich als führende Frau einem traditionellen Tangotänzer erklären muss, dass ich auch als Frau die führende Rolle übernehmen kann.
Marc: Welchen Rat würdest Du einem beginnenden QueerTango-Tänzer* geben?
Isabelle: So viel als möglich zu tanzen, sei es in Kursen oder auf Milongas. Kurse, Workshops und Practicas bei verschiedenen Lehrern* zu besuchen.
Marc: Welchen Rat würdest Du der QueerTango Zürich-Community mit auf den Weg geben?
Isabelle: Indem man sich gegenseitig unterstützt, fördert und einen achtsamen Umgang untereinander pflegt, stärkt man sein Selbstvertrauen in der Gruppe und dadurch auch die Akzeptanz derer in der «Tangowelt».
Marc: Was waren die Höhepunkte Deiner Tätigkeit als Organisatorin von QueerTango Zürich?
Isabelle: Der zweite Workshop mit Ute Walter und Marga Nagel 2011 (Gründerinnen der ersten Queer Tango Festivals in Hamburg). Queer Tango wurde in der Community immer bekannter, die Workshops waren innert kurzer Zeit ausverkauft. Spontan haben wir uns entschieden, am Samstag zusätzlich eine Milonga zu organisieren. Alles ging Hand in Hand, ein Raum war innert eines Tages gebucht und die Milonga wurde ein tolles Fest.
Marc: Was ist Deiner Erfahrung nach der Schlüssel zur erfolgreichen Organisation einer QueerTango-Gemeinschaft?
Isabelle: Einige qualitativ gute und freudvolle Veranstaltungen anzubieten. Mit Queer oder LGBT freundlichen, professionellen Gastlehrerinnen* zusammenzuarbeiten.
Marc: Welche Hoffnungen hegst Du für die Zukunft von QueerTango Zürich?
Isabelle: Dass sie noch lange bestehen bleibt und sich vergrössern wird!
Marc: Vielen Dank, Isabelle, dass Du an diesem Interview teilgenommen und uns Deine Gedanken mitgeteilt hast. Ich freue mich auf das nächste Mal, wenn wir tanzen. Grosse und warme Umarmung.
Isabelle: Ich wünsche dir Marc mit QueerTango Zürich viel Glück und Erfolg auf deinem weiteren Weg! Ja, auf die nächste Tanda.