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QUEERTANGO ZÜRICH DEZEMBER 2020

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Liebe Queer Tango Tanzende,

Es gibt vieles, wofür ich im Jahr 2020 dankbar bin: Fahrradtouren im Frühling und Sommer mit meinem Mann Bernd, mit dem Schlauchboot die Limmat hinunterwirbeln, Queer Tango tanzen zwischen den Lockdowns, der baldige Zugang zu COVID-19-Impfstoffen und der Ehe für alle, und der Austausch und die Vertiefung von Beziehungen mit Freunden und in der Familie.

Und gleichzeitig erlebe ich, dass dieses Jahr die Weihnachtstraditionen auf den Kopf gestellt werden. Manche auf kleine, andere auf grosse Weise. Keine QueerTango Weihnachtsmilonga. Kein Weihnachtsmarkt, kein gigantischer glitzernder Weihnachtsbaum im Hauptbahnhof, kein Glühwein, der die Hände wärmt, während man unter den Lichtern durch die Strassen schlendert. Stattdessen gibt es Zoom-Milongas, Modetrends bei Gesichtsmasken, das Aneinanderstossen von Ellenbogen, wenn wir uns das überhaupt trauen. Was wie in vergangenen Jahren immer gleich bleiben wird, ist die Liebe und Freude, aber auch das Drama, das manchmal damit einhergeht.

In dieser Zeit des Jahres ist die Botschaft "Frieden auf Erden" überall zu hören. Und obwohl das wichtig und inspirierend ist, kommt Frieden nicht immer einfach und reibungslos. Ob in einem Kurs oder bei einer Milonga (wenn wir endlich wieder tanzen können), oder im Zusammensein mit Freunden und Familie, das Schaffen und Aufrechthalten friedlicher Verbindungen kann anstrengend sein und unbeabsichtigtes Drama kann sich breit machen - besonders an Festtagen, an denen Liebe und Frieden fast obligatorisch scheinen.

Ich war dankbar, in mehreren Gesprächen in der Familie und mit Freunden daran erinnert zu werden, wie ich meinen Teil dazu beitragen kann, friedlich und liebevoll ohne ungewolltes Drama präsent zu sein. "Nimm nichts persönlich" ist ein Teil der "Vier Vereinbarungen" des mexikanischen Autors Don Miguel Ruiz. Ob Ihr verheiratet, in einer Beziehung, oder Singles seid ... ob Ihr Euch über den Tisch hinweg begegnet oder über Zoom anschaut oder hofft, bald wieder durch den Tango verbunden zu sein ... ich dachte es wäre es wert, etwas zu teilen, das uns helfen kann, an Weihnachten, Silvester und während Covid-19 friedlich für einander präsent zu sein - und darüber hinaus während unserer zukünftigen gemeinsamen Erfahrungen als Queer Tango Tanzende:

▪ Seid tadellos mit Euren Worten; Sagt, was Ihr meint, sprecht mit Integrität, und im Sinne von Wahrheit und Liebe.
▪ Nehmt nichts persönlich; Wenn man immun ist gegen die Meinungen und Handlungen anderer, wird man nicht das Opfer von unnötigem Leid sein.
▪ Stellt keine Vermutungen an; Kommuniziert mit anderen so klar wie möglich, um Missverständnisse zu vermeiden.
▪ Gebt immer Eures Bestes; Euer Bestes wird sich von Moment zu Moment und unter verschiedenen Umständen ändern.
Seid tadellos mit Euren Worten; Sagt, was Ihr meint, sprecht mit Integrität, und im Sinne von Wahrheit und Liebe.
Nehmt nichts persönlich; Wenn man immun ist gegen die Meinungen und Handlungen anderer, wird man nicht das Opfer von unnötigem Leid sein.
Stellt keine Vermutungen an; Kommuniziert mit anderen so klar wie möglich, um Missverständnisse zu vermeiden.
Gebt immer Eures Bestes; Euer Bestes wird sich von Moment zu Moment und unter verschiedenen Umständen ändern.

Das ist eine Menge für mich, in meinem Kopf zu jonglieren. Und ich vergesse es manchmal. Zum Glück haben wir Menschen in unserem Leben, die uns in Zeiten von Stress auf die eine oder andere Weise an mindestens eine dieser vier Vereinbarungen erinnern werden.

Von meinem Herzen an Eure Herzen wünsche ich Euch jetzt und das ganze Jahr über Frieden auf Erden.

Warme Umarmungen,
Marc Vanzwoll

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Am 28. Oktober 2020 kündigte der Bundesrat neue COVID-19-Massnahmen an, weshalb Chante Clair vorübergehend geschlossen bleibt. Die Dezember QueerTango Zürich Milonga vom 25 Dezember 2020 muss deshalb leider abgesagt werden.

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Die QueerTango Weihnachtsmilonga unserer Träume

Marc: Alain, wie erlebst Du die Führenden/Folgenden-Dualität im QueerTango?

Alain: Wenn es in einer Tanda mit der/m PartnerIn funkt, gibt es keine Dualität mehr, sondern eine Einheit, und solche Momenten sind sehr stark und magisch. Wenn es passiert, ist es egal ob führend oder geführt, es ist einfach DER Moment.

Marc: Was ist für Dich eine wichtige Eigenschaft, wenn Du führst? Und wenn Du folgst?

Alain: Wenn ich führe, möchte ich der/die PartnerIn Raum lassen. Wenn es gut geht, dann ist es mehr eine Begleitung oder ein Zusammensein als eine Führung. Klar hat jeder eine Rolle, aber es gibt keine Domination.
Wenn ich folge schätze ich klare, sanfte Führung ohne Drängen.

Marc: Da wir wegen den COVID-19-Einschränkungen im Moment nicht tanzen können, wie wäre es mit einer imaginären QueerTango-Weihnachtsfeier, um verbunden zu bleiben? Wenn Du Dir vorstellst, eine imaginäre QueerTango-Weihnachtsfeier und Milonga zu haben, was wäre Dir wichtig?

Alain: Als Tango-Weihnachtsfeier stelle ich mir einen Anlass an einem gemütlichen Ort vor mit Leuten, die ich schätze und die Freude am Tanzen haben. Da viele meiner Freunde nicht Tango tanzen, würde ich sicherstellen, dass man auch bequem sitzen und sich unterhalten kann. Sicher gäbe es feines Essen und gute Musik, hauptsächlich Tango aber nicht nur, damit sich Alle auf die Tanzfläche ausüben können. Es wäre definitiv mehr ein Tango-Weihnachtsfeier als eine Milonga.

Am nächsten Tag gäbe es aber die richtige Weihnachts-Queer-Milonga. Das wäre ein grosser Anlass in einem schönen, alten Raum, mit einer grossen Tanzfläche und es gäbe nur live Musik. Verschiedene Bands würden Tango-Musik spielen, klassische Interpretationen aber auch modernere Versionnen und tanzbare Nicht-Tango-Stücke. Dabei die richtige Mischung an Rhythmen von Tango, Vals und Milonga.

Marc: Wie würden die Anlässe aussehen? Und was würdest Du servieren?

Alain: Der Raum wäre kitschig weihnachtlich dekoriert, und alle Teilnehmenden sollten mindestens ein weihnachtlich Element an ihrer Kleidung oder ihren Accessoires haben! Es wäre Open End – besonders nach der Covid-Zeit wollen wir durch die ganze Nacht tanzen können. Alle würden dabei beide Rolle tanzen, in alle mögliche Konstellationen, ohne jegliche Einschränkungen.

An meiner intimeren Weihnachtsfeier aber auch an der Weihnachtsmilonga würden wir eine "Bûche de Noël" servieren. Dieser Kuchen ist sehr populär im Welschland zu Weihnachten. Das gab es immer bei uns, und als Kind war es besonders cool, dass es als zusätzliches Dessert später am Abend serviert wurde. Es ist ein Rollkuchen mit Buttercreme, der als Holzstück dekoriert ist. Alle mögliche Versionen an Geschmack und Deko sind möglich. Das Rezept ist mit einer Frischkäse-Füllung, damit es etwas leichter ist als die 100% Butter Lösung. Tanzen mit schweren Magen ist nicht optimal!

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Das brauchts:

Biskuit

100 g Puderzucker
4 Eigelbe
2 EL Wasser, heiss
1 Bio-Orange, nur ½ abgeriebene Schale, restliche Schale beiseite gestellt
4 Eiweisse
1 Prise Salz
100 g Weissmehl
3 EL Kakaopulver
½ TL Backpulver

Füllung

200 g Frischkäse
70 g Puderzucker
1 ½ dl Vollrahm, steif geschlagen

Verzierung

150 g dunkle Schokolade, fein gehackt
90 g Butter, weich
40 g Puderzucker
½ dl Vollrahm, steif geschlagen
wenigPuderzucker

Und so wirds gemacht:

Biskuit

Zucker, Eigelbe, Wasser und Orangenschale in einer Schüssel mit den Schwingbesen des Handrührgeräts ca. 5 Min. rühren, bis die Masse heller ist. Eiweisse mit dem Salz steif schlagen. Mehl, Kakaopulver und Backpulver mischen, lagenweise mit dem Eischnee auf die Masse sieben, mit dem Gummischaber sorgfältig darunterziehen. Masse rechteckig ca. 5 mm dick auf einem mit Backpapier belegten Blech ausstreichen.

Backen

Ca. 8 Min. in der Mitte des auf 200 °C vorgeheizten Ofens. Biskuit herausnehmen, mit dem Papier auf ein frisches Backpapier stürzen, mit einem nassen Tuch über das obere Papier streichen, Papier sorgfältig abziehen. Biskuit sofort mit dem umgedrehten Blech zudecken, auskühlen.

Füllung

Frischkäse mit Zucker und beiseitegestellte Orangenschale verrühren. Schlagrahm sorgfältig darunterziehen. Biskuit mit der Frischkäsemasse bestreichen, dabei ringsum einen Rand von ca. 2 cm frei lassen, von der Längsseite her satt aufrollen.

Verzierung

Schokolade in eine dünnwandige Schüssel geben, über das nur leicht siedende Wasserbad hängen, sie darf das Wasser nicht berühren. Schokolade schmelzen, glatt rühren und etwas abkühlen. Butter mit den Schwingbesen des Handrührgeräts ca. 2 Min. rühren. Puderzucker und Schokolade darunterrühren, Schlagrahm darunterziehen, zugedeckt ca. 30 Min. kühl stellen. Roulade rundum mit der Schokoladenmasse bestreichen. Mit einer Gabel einkerben, sodass eine Baumrindenoptik entsteht. Ein Ende der Roulade abschneiden und seitlich als Astvergabelung an die Roulade drücken. Zugedeckt ca. 1 Std. kühl stellen. Mit Puderzucker bestäuben.

Referenz: FOOBY

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Vielen Dank an Alain Zurbuchen für seinen Interviewbeitrag. Ich möchte auch Barbara Käser, Be, Brigitta Winkler, Daniel & Reto, Isabelle Macciacchini, Karen Curtis und Laura Pestalozzi dafür danken, dass sie ihre Weisheit mit mir geteilt haben. Und vor allem danke ich Bernd Kasemir, meinem Mann, für sein unermüdliches Feedback und für seine Hilfe bei der Redaktion und Übersetzung dieses Artikels und Newsletters.

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Kommentar aus der Gemeinschaft:

Lieber Marc,

Eine kleine Bitte hätte ich noch an dich. Die Queer Community ist ja eine super diverse Familie und ich finde es mega wichtig, dass wir in unserer Schreibweise wirklich auch alle inkludieren. Mir ist aufgefallen, dass in deinen Mails die ganze trans und non-binäre Community durch die Schreibweise nicht inkludiert ist. Wir können einfach den gender-Stern brauchen oder Underline und dann haben wir alle mitangesprochen, das fände ich mega wichtig, gerade weil wir ja alle mit im Boot haben wollen.

Also z.B.: statt Tänzer und Tänzerinnen oder TänzerInnen, lieber: Tänzer*innen (Genderstern), Tänzer_innen (Underline) oder Tanzende (neutral).

Herliche Grüsse
Laura (Pestalozzi)

Unsere Antwort:

Liebe Laura,

Vielen Dank für den Hinweis auf die Wichtigkeit der grammatikalischen Inklusion in unseren QueerTango Zürich Newslettern. Abgesehen davon, dass ich mich immer noch an die Feinheiten der deutschen LGBTQI-Grammatik gewöhne, interpretiert das für diesen Newsletter verwendete Bearbeitungsprogramm mehrere Sternchen fälschlicherweise als kursive Formatierung des nachfolgenden Textes. Wir hoffen, es in Zukunft besser machen zu können und werden die von Dir vorgeschlagene Schreibweise "Tanzende" benutzen. QueerTango Zürich ist eine vielfältige und inklusive Gemeinschaft.

Warme Umarmungen,
Marc

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Marc Vanzwoll
Tangolehrer – Klassen, Workshops, Privatstunden

+41 (0)79 474 10 37
info@queertango.ch
QueerTango Zürich


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Offene Aufforderung: Das Queer-Tango-Projekt bittet in fast jedem Format um Antworten auf diese Frage, die in die "Queer-Tango-Zukunft" einfließen sollen - sein nächstes eBook soll helfen, die Zukunft des Queer-Tango zu gestalten. Wir begrüssen Beiträge in Englisch und Spanisch.

Der Einsendeschluss für Beiträge ist der 31. Januar 2021.
Email: queertangofutures@gmail.com

 
 
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